East End Fruher

Das Berliner Theaterviertel East End vereint auf das Schönste Vergangenheit und Gegenwart – hier wurde weltberühmte Berliner Theatergeschichte geschrieben, hier traten die größten Stars der damaligen Zeit auf! Unternehmen wir eine Zeitreise – was war früher auf den Bühnen im East End Theaterviertel los? Setzen wir ein paar Schlaglichter!

Vielfältige Vergnügungen
Bäder im Admiralspalast (um 1912)
Berlin ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts die jüngste Metropole Europas, es brodelt vor Leben. Aus dem Bahnhof Friedrichstraße fallen die Besucher direkt in Luxushotels und Varietétheater, mitten rein ins Vergnügen. Hat sich für den werten Gast kein Hotelzimmer mehr gefunden, so ist das auch kein Problem. Der Admiralspalast bietet nicht nur Revue, Operette, Kabarett, sondern auch gemütliche heiße Bäder sowie schmucke Restaurants, täglich 24 Stunden geöffnet.

Blick ins East End

Die Friedrichstraße (um 1928)

Rund um den Bahnhof Friedrichstraße findet sich schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts das pralle Nachtleben Berlins. Das ganze bunte Spektrum der Unterhaltung bietet sich hier dem Zuschauer feil: von der Glitzerwelt pompöser Revuen zum Hungerkünstler, vom beißenden Spott der Kabaretts zum politischen Drama im Sprechtheater.

Es ist die deutsche Geburtsstunde des Films: Der ehemalige Wintergarten, damals am Bahnhof Friedrichstraße gelegen, zeigt 1895 Artisten nicht nur live, sondern – nie dagewesene Sensation – als Filmprojektion.

Hauptstadt der Revue

Ganz Berlin ist verrückt nach Theater: Stars wie Fritzi Massary oder Richard Tauber erobern die Herzen des Publikums im Sturm, die Neuigkeiten der Theaterwelt stehen auf Seite Eins der Zeitungen. Theaterkritiker sind gefürchtete Persönlichkeiten: Alfred Kerr entscheidet mit zwei Worten über ganze Karrieren. Jeder, jede will an die Bühne: täglich spielen 37 Theater, dazu kommen um die 170 Varietés, von denen 23 mehr als 1000 Sitzplätze bieten. Eisballette, wie auf der Eisbahn des Admiralspalastes, sind groß in Mode Anfang des 20. Jahrhunderts. Otto Reutter “hustet“ im früheren Wintergarten der preußischen Zensur eins, und zwar wortwörtlich: Seine Schauspieler lässt er jedes zensierte Wort durch einen herzhaften Huster ersetzen, und das treue Publikum stimmt ein.

Doch das beste Symbol der Goldenen Zwanziger bleibt die rauschhafte, flotte, pompöse Revue. Drei Namen verbinden sich mit drei großen Revuen: James Klein in der Komischen Oper (damals an der Spree gelegen), Eric Charell im Großen Schauspielhaus (auch an der Spree) und Herman Haller, der „Revueterich“ im Admiralspalast. Allein in diesen Häusern, 5 Minuten Fußmarsch von einander entfernt, sitzen täglich 6000 Zuschauer! Es schwingen die Beine der berühmten Girls-Reihen, es blitzt viel Haut, Revuetitel rufen: “Zieh dich aus“! Hier wird die moderne Zeit populär verarbeitet – „Drunter und Drüber“ geht es in der Haller-Revue, die Inflation, Prostitution, Konjunktur und Konsum der wilden Zwanziger aufs Korn nimmt. Es ist die Blütezeit der sinnenfrohen Vergnüglichkeit.

Das Große Schauspielhaus: Erste Spielstätte des heutigen Friedrichstadt-Palastes

Das Große Schauspielhaus ist ursprünglich eine riesige Markthalle aus Eisen und Glas. Doch ist der Berliner nicht am Shoppen interessiert, und so hält ein Zirkus nach dem anderen Einzug in die Halle. Dann kauft Max Reinhardt die Riesenhalle und verwandelt sie in ein opulentes Revuetheater.

„Tropfsteinhöhle“ nennen die Berliner den Prachtbau nach den Umbauten durch den Architekten Hans Poelzig. Die Comedian Harmonists treten auf, Tilla Durieux, Elisabeth Bergner, bildende Künstler finden sich ein: Lovis Corinth und Edvard Munch gestalten Bühnen. Kurt Tucholsky textet fürs Varieté, Friedrich Hollaender dichtet seine zauberhaften Lieder. Das Große Schauspielhaus wird nach dem Zweiten Weltkrieg zum ersten Friedrichstadt-Palast, wo die Revue in Form der „Palasticals“ weiterlebt. Bis der Berliner Grund nachgibt und das Haus schließen muss – die Geburtsstunde des neuen Friedrichstadt-Palastes, der 1984 am heutigen Standort eröffnet. 

Das East End nach 1945

Leichte Muse, Operetten, Chansons und Couplet sind traditionell die bevorzugten musikalischen Darbietungsformen im East End, doch auch das ernste Musiktheater findet sich: Wilhelm Furtwängler und die Berliner Philharmoniker spielen im Admiralspalast, der nach dem Zweiten Weltkrieg Ausweichspielstätte der Staatsoper wird.

Die Berliner Mauer teilt die Friedrichstraße in zwei Hälften, der Bahnhof Friedrichstraße wird zum Grenzübergang. Am Schnittpunkt zweier politischer Systeme blüht das Kulturleben in den Jahren der deutschen Teilung fort.

Stachelige Politkritik

Kabarett-Theater Distel im Admiralspalast (um 1990)

Seit 1953 piekst das Kabarett-Theater Distel auf der kleinen Saalbühne im Admiralspalast in gesellschaftliche und politische Zustände der DDR. Ihr Publikumserfolg ist gigantisch: die Distel ist immer ausverkauft! Und heute wird die bundesrepublikanische Gesellschaft mit spitzer Zunge aufs Korn genommen…

Einst Ballsaal, heute Varieté-Theater
Chamäleon Theater (um 1910)
Im Osten des East End wird in den Festsälen der Hackeschen Höfe schon um 1910 getanzt und gelacht. Ende der Sechziger entsteht mit dem Pantomimentheater DAT – Das Andere Theater das erste freie Theater der DDR, das später jahrelang am Deutschen Theater zu finden ist und in den Neunziger Jahren als Hackesches Hof Theater zurückkehrt. Anfang der Neunziger Jahre treffen sich hier auch west- und ostdeutsche Lebenskünstler und Artisten und erschaffen mit dem Chamäleon ein Varietétheater der besonderen Art, unkonventionell und abwechslungsreich. So wird auch der alte Festsaal wiederbelebt.

Heimat der besten Comedians
Quatsch Comedy Club Berlin
Die Wortkünstler von einst heißen heute „Comedians“, und das Mekka der witzigsten, scharfzüngigen Entertainer heißt „Quatsch Comedy Club“, seit 2002 zu finden in der ehemaligen kleinen Revue des Friedrichstadt-Palastes. Thomas Hermanns gab hier den Comedians eine Bühne und legte so den Grundstein für viele Bühnen- und TV-Karrieren.

Und ganz im Westen des „East End“ findet sich die jüngste Spielstätte – das Tipi am Kanzleramt, eröffnet in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends als Schwesternzelt der Bar jeder Vernunft, der Westberliner Institution für intelligente Kleinkunst.

Unendlich viele Theatergeschichten finden sich im Berliner Theaterviertel East End – auf, hinter und vor den Bühnen! Möchten Sie mehr erfahren? Janna L. Ressel, Berlin Privateguide, führt Sie gerne durchs East End!